Teamspirit ist das Ergebnis eines aufwändigen Teamentwicklungsprozess? Da habe ich andere Erfahrungen gemacht. Nichts verbindet Menschen so sehr, wie eine sinnvolle Aufgabe, die sie nur gemeinsam lösen können. Das habe ich zigmal erlebt in Projekten, in denen interdisziplinäre und internationale Teams auf ein Ziel hingearbeitet haben, z.B. auf den GO LIVE eines Betriebssystems. Dazu braucht es vor allem eins: Teamfähigkeit! Jedes Team ist nur so stark, wie sein schwächstes Teammitglied. Paradoxerweise fängt Teamentwicklung beim Individuum an. Starke Teamplayer verfügen über soziale und persönliche Kompetenzen, über Methoden- und Fachkompetenz. Zu den sozialen und persönlichen Teamkompetenzen gehören „Softskills“ wie: Teamwilligkeit, Kooperationsbereitschaft, Engagement, Kritikbereitschaft, Dialogfähigkeit, Kommunikationsbereitschaft und Reflexionsfähigkeit. Die Teamfähigkeit der MitarbeiterInnen zu fordern und zu fördern ist Führungsaufgabe! Denn in modernen Netzwerkorganisationen werden zeitlich begrenzt Menschen und Ressourcen zur Umsetzung konkreter Projekte zusammengebracht. Sie organisieren sich selbst und ohne zentrale Steuerung ständig neu: ist ein Projekt realisiert, stehen Teile des Netzwerkes oder der Ressourcen wieder frei zur Verfügung. Aufwändige Teamentwicklungsprozesse wird es da nicht mehr geben. Falls es in diesen High Performance Teams dann nicht rund läuft, braucht es einfache Tools wie das Teamrad, die in den Alltag integrierbar sind und die Teams befähigen, „Störungen“ schnell auf den Grund zu gehen und Abhilfe zu schaffen.

Tools for Talking – Das Teamrad als Teambarometer

High Performance Teams zeichnen sich durch hohe Zielorientierung und eine hohe Qualität der Zusammenarbeit aus. Zusammenarbeit im Team funktioniert nur über Kommunikation. In einer Arbeitswelt 4.0 mit demokratischeren Arbeits- und Führungskulturen wird kollaboratives und vernetztes Arbeiten in selbstorganisierten Teams unumgänglich und erfordert eine exzellente Kommunikations- und Feedback-Kultur. Eine zentrale Frage wird sein: Wie mache ich Zusammenarbeit im Team besprech- und bearbeitbar, ohne in endlose Feedbackschleifen einzusteigen?

Dazu kann ich das Teamrad https://www.dr-pow.ch/wp-content/uploads/2017/09/Das_Teamrad.pdf von Dr. Peter Osterwalder (Unternehmensberater und Autor des gerade erschienen Buches Geschlossene Kreise in der Führung. Weil Verbindlichkeit zählt  https://www.dr-pow.ch) sehr empfehlen.

Im Rahmen eines Beratungsauftrages habe ich reichlich Praxiserfahrung mit dem Teamrad gesammelt. In einem stark gewachsenen, mittelständischen Unternehmen der Baubranche mit ca. 100 MitarbeiterInnen, verteilt über mehrere Standorte, sollte einer neuen Organisationsstruktur Leben eingehaucht werden, dabei die Kommunikationskultur verbessert, Zusammenarbeit und Verbindlichkeit im Team gefördert, und die neu installierten TeamleiterInnen mit einem einfach anwendbaren Führungsinstrument vertraut gemacht werden, das ihnen hilft, Kommunikation und Verbindlichkeit im Team zu fördern. Alle operativen Teams liefen durch die von mir konzipierten, halbtägigen Workshops mit dem Teamrad als Kernstück. Im Zuge dieses Prozesses wurden als «Nebeneffekt» viele Schmerzpunkte auf Prozess-, Strategie- und Kulturebene des Unternehmens sichtbar gemacht, die die tägliche Zusammenarbeit im Team erschwerten, dort aber nicht lösbar waren. Diese konnten nun team- und standortübergreifend angegangen und verbessert werden.

Methode und Wirkung des Team-Rades

Das Teamrad macht ein „weiches“ Thema wie Zusammenarbeit in strukturierter Form quantitativ und qualitativ messbar. Es ermöglicht einen leichten Zugang zum komplexen und oft tabuisierten Thema Zusammenarbeit. Es ist eine einfache Methode, um Ist- und Soll-Überlegungen bzgl. Zusammenarbeit und Leistung eines Teams vorzunehmen und einen Feedbackprozess zwischen Team und Leitungsebenen zu starten. Läuft es rund im Team oder holpert es eher? Das wird sofort für alle sichtbar. Die acht Speichen des Teamrades stehen für acht wesentliche Faktoren, die die Qualität von Teams und deren Leistung beeinflussen und berücksichtigen Aspekte der Beziehungsebene (6 Speichen) und der Sachebene (2 Speichen). https://www.dr-pow.ch/wp-content/uploads/2017/09/Das_Teamrad.pdf

Wichtig ist, dass jedes Teammitglied, inkl. TeamleiterIn anhand der einzelnen Speichen des Teamrades eine eigene Einschätzung auf Basis der eigenen Wahrnehmung vornimmt. Im Rahmen eines Workshops werden die einzelnen Einschätzungen dargelegt und begründet („Woran mache ich meine Einschätzung ganz konkret fest?“). Danach geht es an den gemeinsamen Austausch, die Bearbeitung des Gesamtbildes und das Ableiten von nächsten Schritten, Maßnahmen oder Teamregeln. Dabei ist wichtig, den einzelnen Einschätzungen und Standpunkten mit Wertschätzung und Respekt zu begegnen. Deshalb kann es hilfreich sein, „Spielregeln“ zu Beginn des Workshops festzulegen und für alle sichtbar zu deponieren. Je nach Ausgangslage und „Reifegrad“ der Teams ist die Moderation des Workshops durch interne oder externe ModeratorInnen empfehlenswert.

Das Team-Rad wirkt vertrauensbildend, denn die Standpunkte und Sichtweisen jedes einzelnen Teammitgliedes bzgl. des Teams werden sichtbar. Es fördert die Transparenz, Offenheit und Feedback-Kultur im Team und macht unterschiedliche Erwartungshaltungen sichtbar. Durch die Vereinbarung von konkreten Maßnahmen (was, wer, mit wem, wann) im Rahmen des Workshops wird die Verbindlichkeit, Verantwortlichkeit und Selbstorganisation im Team erhöht.

Ein geniales Tool mit vielen Einsatzmöglichkeit

Das Teamrad ist auf organisatorischer, Team- und individueller Ebene, vielfältig einsetzbar, z.B. als      

  • Self-Assessment-Tool zur Vorbereitung für Feedback-Gespräche

Zum „vor der eigenen Haustüre kehren“: Wie schätze ich mich selbst ein anhand der acht Speichen? Im Rahmen eines MitarbeiterInnengesprächs oder Mentoringgespräch kann das Selbstbild mit dem Fremdbild abgeglichen werden

  • als Diagnose- und Moderationsinstrument bei (Team-)Konflikten

Konflikte können versachlicht werden, indem unterschiedliche Standpunkte transparent gemacht werden. Handelt es sich um Sach- oder Beziehungskonflikte? In welchen Kategorien gibt es gravierende Unterschiede und woher rühren diese? So kann das Problem von den Personen getrennt werden und über unterschiedliche Sichtweisen gesprochen werden. Eventuell empfiehlt sich der Einsatz einer dritten Person als MediatiorIn

  • Designelement für Team-Workshops

Nachhaltige Teamentwicklung basiert auf einem Committment der Teammitglieder und der Führungskraft. Das Teamrad, eingebettet in ein wertschätzendes Workshop-Format, hilft dem Team, den Entwicklungsbedarf, bzw. den Handlungsbedarf zu ermitteln, Vereinbarungen zu treffen und umsetzbare Maßnahmen festzulegen. Das Team übt gemeinsam zu reflektieren, wichtige Kommunikationstechniken wie „Aktiv zuhören“, zu präsentieren, sich gemeinsam in einem Dialog auszutauschen und ziel- und entscheidungsgerichtet zu diskutieren. Sichtweisen werden offengelegt und transparent, dadurch wird das Vertrauen im Team gestärkt. 

  • Kulturdiagnose- und Monitoringinstrument

Kulturfragen werden gerne in den Bereich der weichen Faktoren gedrängt im Gegensatz zu Zahlen, Daten, Fakten: Das Teamrad bricht mit dieser Zuschreibung und zerlegt die kulturelle Größe „Zusammenarbeit“ in skalierbare Bestandteile und schafft so eine quantitativ auswertbare Basis für eine qualitative Größe. Darauf kann eine „klassischer“ Kontinuierlicher Verbesserungs-Prozess mit Voll- oder Teilerhebungen aufgesetzt werden, ähnlich einer MitarbeiterInnenbefragung. Bei turnusmäßiger Anwendung können Veränderungen in der Zusammenarbeit sichtbar gemacht werden. Es hat das Potenzial, strukturelle oder kulturelle Probleme, die sich auf Teamebene zeigen, zu identifizieren und nachhaltig zu lösen. So können, organisationsinterne, dysfunktional gewordene Muster verändert werden.

  • Kompensations-Tool in Change-Projekten

In Change-Projekten dominieren oft Fragen der strategischen oder strukturellen Neuausrichtung. Anvisierte Ergebnisse sind z.B. eine Neupositionierung am Markt, Einsparprogramme, Neuordnung der Aufbau- und Ablauforganisation. Auf dem Papier sind die Konzepte erstellt und alles scheint klar, aber die Umsetzung „holpert“. Der „Faktor Mensch“ mit seinen Emotionen und Einstellungen sorgt u.U. dafür, dass die Umsetzung scheitert. Genau für diese „kulturelle Bearbeitungslücke“ kann das Teamrad eine wichtige Brücke darstellen, indem es die kulturellen Aspekte sichtbar und bearbeitbar macht.

2 Kommentare
    • Sonja Rechthaler sagte:

      Vielen Dank, Herr Dr. Osterwalder, für den wertschätzenden Kommentar aus dem Munde des Tool-Urhebers :-))

      Antworten

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