Sitze ich gerade gerade? – Wie Sie Rückenschmerzen trotz langem Sitzen vermeiden.
Wie fühlen Sie sich am Ende Ihres Arbeitstages im Home-Office? Sind Sie echt kaputt? Haben Sie einen verspannten Nacken und können sich zu keiner Unternehmung mehr aufraffen? Zu langes und falsches Sitzen kann die Ursache dafür sein. In den Kapiteln 18 und 60 haben Sie viele Informationen zu Ergonomie und Betriebs-Möbeln erhalten. Das sind die Verhältnisse. Diese sind im Home-Office oft nicht optimal. Was Sie jedoch immer beeinflussen können, ist Ihr eigenes Verhalten, das heißt der Gebrauch des eigenen Körpers – auch mit ungünstigem Mobiliar. Dafür braucht es Wissen über die eigene Körperlandkarte.
Vorbilder und Denkmuster prägen unsere Körperhaltung
Als kleine Kinder bewegen wir uns in Harmonie mit unserem Körper: Skelett, Muskeln und Gelenke spielen perfekt zusammen und machen uns mobil. Doch im Laufe unseres Lebens verändern sich unsere Bewegungsmuster. Imitation zum Beispiel spielt eine große Rolle. Kinder schauen sich die Haltungen und Bewegungen ihrer Eltern – leider auch falsche – unbewusst ab.
Die Erziehung prägt ebenso unsere Körperhaltung. „Sitz gerade!“ Diese Ermahnung haben wir nicht selten von unseren Eltern gehört. Aber was ist eigentlich gerade? Brust raus und Bauch rein? Sicher nicht. Denn das Nach-hinten-Ziehen der Schultern ist eine Überstreckung, die unsere Muskeln genauso beansprucht wie das andere Extrem der nach vorn hängenden Schultern. In der wirklich entspannten geraden Haltung geben uns Skelett und Muskeln Halt und Stabilität, ohne viel arbeiten zu müssen.
Falsche Gewohnheiten abgewöhnen
Eine falsche Körperhaltung quittiert unser Körper oft mit Schmerzen und Verspannungen. Wenn wir viele Stunden am Tag mit vorgeschobenem Kopf oder angespanntem Nacken vor dem Monitor sitzen, bemerken wir das erst, wenn es zu spät ist und die Schmerzen da sind. Die gute Nachricht: Wir können ungesunde Bewegungsmuster auch wieder loswerden. Der Weg dorthin führt über unsere Wahrnehmung und über eine veränderte „Körperlandkarte“.
Der australische Schauspieler Frederick Matthias Alexander kam um 1900 dem Geheimnis einer freien Haltung auf die Spur. Er entdeckte, dass die Stelle, wo der Schädel auf dem obersten Halswirbel sitzt, ganz entscheidend für die Bewegungsfreiheit ist. Wenn wir hier locker sind, dann ist auch der Rest der Wirbelsäule frei und beweglich. Oder andersherum: Ist diese Stelle verspannt, dann sind wir insgesamt blockiert. Probieren Sie es gleich mal aus: Spannen Sie Ihre Nackenmuskulatur an und ziehen Sie Ihre Schultern etwas hoch. Wie beweglich sind Ihr Rücken und der Rest Ihres Körpers? Und jetzt lockern Sie Ihren Nacken. Spüren Sie, wie flexibel Ihr Körper wird?
Mehr Bewegungsfreiheit am Schreibtisch im Home-Office – so geht’s
- Checken Sie möglichst oft Ihre Körperhaltung: Wie sitzen Sie gerade? Ein guter Zeitpunkt dafür ist, wenn Sie sich an den Schreibtisch setzen oder vor Beginn einer neuen Tätigkeit.
- Achten Sie auf die Schlüsselstelle: Am Übergang vom Schädel zur Wirbelsäule können Sie die Muskulatur bewusst lockerlassen. Falls dies schwerfällt, können Sie auch eine sehr langsame Nickbewegung immer mal wieder zwischendurch machen, bei der sich die Halsmuskulatur dehnt.
- Kleine Erinnerungen am Schreibtisch helfen, an einen lockeren Nacken zu denken: Das kann ein Bildschirmschoner, ein Handy-Klingelton oder eine Haftnotiz am Monitor sein.
- Und wenn Sie sich dann doch verspannt haben, dann kreisen Sie die Schultern langsam rückwärts – hochziehen zu den Ohren, nach hinten nehmen und fallen lassen. Drei bis vier Mal wiederholen. Und dann wieder zu Punkt 2 übergehen.
Profil: Sabine Grosser, Diplom Betriebswirtin, Alexander-Technik Lehrerin, Business Master Coach und Expertin für Gesundheit in Unternehmen. Ihre ganzheitlichen Konzepte beruhen auf dem Studium der Gedanken im Verhältnis zu den Bewegungen. Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen in Veränderungsprozessen nutzen ihre Kompetenz in Trainings und Coachings – in Präsenz und Online. www.ikos-grosser.de
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