Das Hamsterrad sieht nur von innen aus wie eine Karriereleiter

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Adler oder Hamster? – Was willst Du sein?

Wie viele Führungskräfte beklagen, dass Sie sich vermeintlich im Hamsterrad drehen. Getrieben von der täglichen Arbeit, eingezwängt in den Schraubstock des täglichen Interessenkonflikts zwischen den Vorgesetzten über ihnen und den Beschäftigten nach ihnen. Aber was tut man nicht alles für die persönliche Karriere. Da heißt es uniformieren und anpassen. Schließlich geht es um die berufliche Karriere. Alle sehen gleich aus, alle denken gleich auf dem Wellenkamm des Mainstreams. Das Problem ist allerdings, dass der Mainstream eine große graue, behäbige und träge Masse ist. Wie hebt man sich hervor? Wie macht man auf sich aufmerksam? Natürlich durch hervorragende Leistungen. Und ab ins Hamsterrad!

Kennen Sie diese Aussagen? Wir hören sie so häufig und die Menschen, die uns diese Botschaften kundtun, wollen dafür geliebt werden. Geliebt dafür, wie leidensfähig sie sind, wie furchtbar es in der Firma ist und wie schlimm die Beschäftigten in der Firma sind. Der Druck ist unerträglich, die Mitarbeiter alle faul und/oder unwillig. Die Vorgesetzten verlangen einfach zu viel, ja sie verlangen fast unmenschliches an Engagement von diesen Führungskräften. Und so laufen sie in ihrem Hamsterrad, kommen als erste, gehen als letzte und stellen am Ende des Tages fest, dass sie eigentlich nichts geleistet haben. Das ist ein trauriger Zustand. Diesem kann nur abgeholfen werden, wenn man die Karriereleiter erklimmt und das Gipfelglück der Führung erreicht. Der Gipfel besteht im Traum dieser Menschen darin, das Hamsterrad zu verlassen und andere für sich das tun zu lassen, was man gerade selbst tut. Eingespannt in den Schraubstock und weiter geht´s. Die meisten fragen uns gar nicht, ob wir das hören wollen.

Was diese Führungskräfte allerdings übersehen ist, dass sie auch in einer höheren Führungsposition wieder im Hamsterrad sind. Die einzige Veränderung besteht darin, dass sich vielleicht die Themen ändern, die sie ins Laufen bringen. Die wenigsten merken, dass sie selbst die Tür geöffnet haben, die Tür zum Hamsterrad. Sie selbst haben, als sie drin waren die Türen verriegelt, um auszusteigen. Manche werfen sogar den Schlüssel weg, nur um nicht mehr aussteigen zu müssen. Hauptsache, ich kann im Hamsterrad laufen und mich darüber beklagen. War der Traum mit dem Aussteigen nur ein Alptraum? Was soll ich denn ohne mein Hamsterrad machen

Es ist so schön, sich im Leid zu suhlen und dafür auch noch Mitleid zu bekommen.

Ohne das Hamsterrad könnte sich eine graue Einsamkeit über der Führungskraft ausbreiten, die zu Depressionen, Schlaflosigkeit oder eventuell zum Burnout führt? Schnell weg mit diesen negativen Gedanken, obwohl negative Gedanken…… Das ist doch der Nektar, von dem diese Spezies lebt. Vielleicht doch einen Gedanken daran verschwenden oder vielleicht einen ganz anderen Traum träumen.

Die Führungskraft verlässt ihr Hamsterrad und erkundet die Führungswelt. Sie verlässt Uniform und Mainstream und macht sich Gedanken über sich selbst. Wer bin ich? Wo komme ich her? Was treibt mich an?

Wie kann ich meine Denkweisen und Handlungen verändern, um andere Wege einzuschlagen?

Das sind Träume, bei denen die Sonne aufgeht, bei denen man ein warmes und wohliges Gefühl verspürt. Bei dem es einem gut geht. Aber wie ist der Weg dorthin? Was muss ich tun?

Machen wir dazu mal einen kleinen Ausflug in die Welt der Statistik.

Wenn wir uns den Gallup Engagement Index anschauen, der uns übrigens seit fast 20 Jahren zeigt, wie schlecht unsere Führungskräfte in Deutschland sind, dann erhalten wir erste Hinweise.

Was lesen wir darin? Lernen tun die allerwenigsten daraus, sonst hätten sich in fast 2 Jahrzehnten die Zahlen verbessert.

  • Schlechte Führung kostet in Deutschland zwischen 77-115 Mrd. Euro im Jahr[1]
  • Derzeit haben lediglich 15 Prozent der Beschäftigten in Deutschland eine emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber.
  • Gut zwei Drittel und damit die Mehrheit (69 Prozent) fühlen sich nur wenig gebunden und machen Dienst nach Vorschrift.
  • Die restlichen 16 Prozent und damit fast sechs Millionen Beschäftigte haben gar keine emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen und haben bereits innerlich gekündigt; davon sind 650 000 Mitarbeiter aktiv auf Jobsuche

Sind das nicht grausame Zahlen? Und von welchen Führungskräften werden diese Zahlen produziert? Genau! In der Mehrheit genau von dieser geschilderten Spezies. Die faulen Führungskräfte gibt es natürlich auch. Diese sollen hier aber nicht betrachtet werden.

Vor Corona sprachen wir in der Deutschen Wirtschaft von einem Fachkräftemangel. Vom „War of Talents“ war die Rede. Und diese Zeiten werden wiederkommen. Sie sind durch die aktuellen Rahmenbedingungen nur in den Hintergrund getreten. Alles nur eine Zeitfrage. Aber wir leisten uns seit Jahrzehnten Führungskräfte, die schlecht ausgebildet sind. Zu häufig kommen sie auf Grund einer Ausbildung in eine Führungsfunktion. Sie sind sicher erstklassige Fachkräfte, aber sind sie auch erstklassige Führungskräfte? Um es ganz klar zu sagen. Nein! Nein, weil sie viel zu wenig ausgebildet werden und weil ihre Führungsleistung viel zu oft an den falschen Punkten gemessen wird. Dazu kommt zusätzlich noch, dass wir in Deutschland in Bezug auf Weiterbildung eine „Nehmerkultur“ haben. Viel zu wenige gehen in Eigeninitiative an ihre persönliche Weiterentwicklung.

„Qualifiziert mich mal, wenn ich schon bei euch arbeite“

Das kommt der Hamsterrad-Spezies natürlich total entgegen. Erleiden und passiv sein. Weiterbildung mit der Gießkanne ausschütten! An dieser Stelle einen herzlichen Gruß an die Gewerkschaften, die diese Systematik mit Verve vertreten.

Viele Unternehmen scheuen auch eine aufwändige Qualifizierung ihrer Führungskräfte. Da liegt es primär nicht am Budget. Da liegt es an der Angst! Angst, dass die hervorragend ausgebildete Führungskraft nun das Unternehmen verlässt und man hat für den Wettbewerb investiert.

Aus dem amerikanischen übersetzt gibt es ein wunderschönes Bonmot dazu:

CFO fragt den CEO: „Was passiert, wenn wir in die Entwicklung unserer Mitarbeitenden investieren und dann verlassen sie unsere Unternehmung?“

CEO: „Was passiert, wenn wir nicht investieren und sie bleiben?“

Daran können Sie schon erkennen, wie wichtig die Investition in Führung ist. Wichtig ist es auch, ein Umdenken bei den Führungskräften zu bewirken. Nämlich dahingehend, dass sie auch eigenverantwortlich und eigeninitiativ etwas mehr für ihre Skills in der Führung tun.

Dazu lohnt sich ein Blick in andere Länder. Die habe exzellente Modelle, wie Anreizsysteme für die Eigeninitiative in der Qualifizierung aussehen können.

Kommen wir wieder zurück zu unserem Hamsterrad-Betreiber. Wie kann folglich eine Lösung aussehen?

  1. Ich erkenne die Notwendigkeit der Veränderung der Handlungen
  2. Ich erkenne, dass ich selbst dafür verantwortlich bin, das Hamsterrad zu verlassen
  3. Ich erkenne, dass ich als Führungskraft noch viel Potential habe
  4. Ich erkenne, dass ich meine Reflektionsfähigkeit erhöhen muss
  5. Ich erkenne, dass es nur und nur von mir allein abhängig ist, was passiert

Wer diese 5 Kernpunkte wirklich erkennt, wird sich nachhaltig in seinen Handlungen verändern und seine Führungskompetenzen verbessern. Da stellt sich zum Schluss noch die Frage: „Was habe ich denn davon?“ oder „What´s in for me“, wie die Amerikaner sagen.

Dann machen wir den Traum zur Wirklichkeit! Mit besserer Führungskompetenz steige ich aus dem Hamsterrad aus! Warum?

  • Weil ich delegieren kann
  • Weil ich meinen Beschäftigten Vertrauen entgegenbringe
  • Weil ich für hervorragende Rahmenbedingungen sorge, die die Eigenmotivation meiner Mitarbeiter steigert
  • Weil ich als Teamplayer mit der geballten Kompetenz meines Teams Erfolge erziele
  • Weil ich damit nachhaltig die Geschäftsergebnisse positiv beeinflusse
  • Weil ich mich nicht mehr am „War for Talents“ beteiligen muss
  • Weil ich Menschen begeistern kann

Die Aufzählung kann beliebig weitergeführt werden. Doch genau diese Punkte sind es, die den Unterschied machen. Von der Reaktion in die Aktion! Von Management zu Leadership!

Management ist doing things right – Leadership ist doing things right![2]

In diesem Sinne – werden Sie Leader. Verlassen Sie ihr Hamsterrad und vor allen Dingen sorgen Sie dafür, dass niemand, der für Sie arbeitet den Weg in das Hamsterrad beschreitet!

[1] Gallup Engagement Index 2019; Für den Gallup Engagement Index 2019 wurden zwischen dem 15. Februar und dem 15. März 1000 Arbeitnehmer ab 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse sind laut Gallup repräsentativ für die Arbeitnehmerschaft in Deutschland.

[2] Peter Drucker; US-amerikanischer Ökonom österreichischer Herkunft.

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