Im ersten Moment klingt das nach einem Widerspruch. Natürlich trägt ein Handicap nicht zur Gesundheit bei. Aber Widersprüche bereichern das Leben. Viele von den Verhaltensweisen, die sich Menschen mit Handicap angewöhnt haben, sind auch für Menschen ohne Behinderung sehr hilfreich. Auch im Business.

In diesem Kapitel lesen Sie es keine Tipps darüber, welche Übungen sich mit Krücken oder im Rollstuhl sitzend, durchführen lassen. Es geht um den gesunden Geist, die Seele UND den Körper. Alles drei gehört zusammen. Und es geht darum, dass Menschen mit Behinderung oftmals ganz besonders achtsam mit sich umgehen. Oft ist das eine absolute Notwendigkeit, um z.B. unfallfrei durchs Leben zu kommen und sich selber möglichst wenig Hürden aufzubauen. Sich vor dem Handeln Gedanken zu machen, verhindert oftmals vermeidbaren Stress. Davon profitieren aber auch Kollegen, Chefs und Kunden, die dieses Verhalten registrieren und es vielleicht als Vorbild für sich selber übernehmen. Viele von diesen sehr notwendigen Maßnahmen sorgen auch bei den Menschen ohne Handicap für weniger Krankheiten. Krankheiten, die durch Stress oder Überforderung verursacht werden. Nachfolgend habe ich aufgeführt, auf was Menschen mit Behinderung besonders achten, was die Zusammenarbeit wertvoll macht und was Sie für sich übernehmen können. Diese Aufzählung appelliert aber auch an Ihr Verständnis, warum einige Handlungen so ausgeführt werde, wie sie ausgeführt werden.

Arbeitsplanung

Mit einem Handicap ist die genaue Planung der einzelnen Tätigkeiten genauso notwendig, wie die zeitliche Planung. Die begonnenen Arbeiten im eigenen, individuellen Tempo zu beenden sorgt dafür, dass es keine offenen Handlungsstränge gibt. Denken Sie also darüber nach, was bis wann getan werden sollte und wer Sie dabei unterstützen kann. Wichtig ist dabei auch, die mögliche Unterstützung mit dem ausgewählten Kollegen abzusprechen, anstatt ihn mit diesem Anliegen zu überraschen.

Zeitplanung:

In Zeitmanagement Seminaren wird vermittelt, dass man sich Zeit für Unvorhergesehenes einzuplanen soll. Das minimiert Stress. Aber wer tut das?

Mit einer Behinderung aber wird solch eine Planung wichtig. Immer wieder passieren sowieso unerwartete Dinge. Die eingeplante Zeit für Unvorhergesehenes ist in dem Fall absolut notwendig. Schnell mal eben noch etwas Vergessenes zu erledigen, klappt oft nicht. Wird dieser „Zeitpuffer“ nicht gebraucht, lässt sich die freie Zeit anders nutzen. Kreativität, Lösungen, Kraft und neue Ideen entstehen in Phasen von Ruhe und Entspannung.

Lösungsorientierung

Im Arbeitsleben gibt es immer wieder Hürden zu überwinden. Ein schwieriger Kunde, ein grantiger Kollege, Verspätung bei den Lieferterminen, Fehllieferungen usw. Nur den anderen die Schuld zu geben hilft nicht weiter. Wichtig ist die Überlegung, was der eigenen Macht unterliegt und was selber getan werden kann. Welche Lösungen sind realistisch, ist die Frage. Vor allem die, die eine Behinderung haben, können von ziemlich vielen Gelegenheiten erzählen, bei denen irgendetwas nicht so funktionierte, wie es geplant war. Ein Flug, der plötzlich von einem anderen Gate startet. Ein Zug, der in einer anderen Reihung einfährt. Plötzlich sind alle Vorbereitungen unnütz geworden und eine Lösung muss schnell gefunden werden. Solche Situationen fördern gedankliche Flexibilität. Die ist auch im Business gefragt.

Achtsamkeit

Sich selber gegenüber möglichst ehrlich und aufmerksam zu sein ist die Voraussetzung dafür, das eigene Befinden wahrzunehmen. Wie oft passiert es, dass sich jemand vor lauter Arbeitsstress nicht die Zeit nimmt, damit sich sein Körper regenerieren kann. Nur wenn Sie wissen, wie es Ihnen geht, können Sie den anderen sagen, welche Unterstützung Sie benötigen. Sagen, schreiben oder zeigen Sie, welche Unterstützung Sie im Moment benötigen. Der andere kann immer noch ablehnen. Dieses Tun ist eine Voraussetzung dafür, gesund zu bleiben und früh genug eine Grenze zu setzen. Kennen Sie den Spruch „Wehret den Anfängen?“ Für Menschen mit einer Behinderung ist es noch wichtiger, so zu handeln.

Um Hilfe bitten

Das muss man lernen. Sich Gedanken zu machen über die Gedanken der anderen führt oftmals zu Missverständnissen. Schnell ist der Gedanke da: „Aber das kann ich doch nicht tun.“ „Was sollen denn die anderen über mich denken?“ Wichtig ist es zu sagen oder zu zeigen, was Sie möchten, denken, fühlen oder erwarten. Besonders mit einer Behinderung sind die Menschen versucht, als Ausgleich für ihr Handicap, all das zu erledigen, was Kollegen nicht tun mögen. Vor allem anfangs wird davon ausgegangen, dass der andere schon mitbekommt, was los ist. Das verbannt allerdings in hoffnungsvolle Untätigkeit und Starre. Das macht unglücklich und damit oft auch krank.

Resilienz

Auf die Herausforderungen und Veränderungen des Lebens mit der Anpassung des eigenen Verhaltens zu reagieren, wird als Resilienz bezeichnet. Eine absolut notwendige Eigenschaft, wenn man ein Handicap hat und wieder im Business arbeiten möchte. Deshalb werden Menschen mit Behinderung oftmals vertrauensvoll angesprochen, wenn eine Schwierigkeit aufgetreten ist und eine Lösung gebraucht wird. Oftmals sorgt das Wissen um die bewältigte, persönliche Krise, für einen Vertrauensvorschuss.

Auf dem Weg, mit dem eigenen Handicap umzugehen, haben manche Menschen bereits die Dinge gelernt, die körperlich gesund erhalten oder wieder zu Gesundheit führen.

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